
Die vielen Gesichter der Hoffnung
Es sind viele Gesichter, denen die Don Bosco Schwestern täglich begegnen: Hungernde, die auf eine Portion Reis hoffen. Kinder, die ihre Eltern im Krieg verloren haben. Jugendliche, die nach einer Zukunft suchen. Und hinter all dem stehen die Schwestern selbst, die sich jeden Tag aufs Neue den Herausforderungen stellen.
Morgens in Chanthagon
Die Luft ist noch kühl, wenn die Kinder aus den notdürftigen Hütten der Flüchtlingssiedlung in den Kindergarten strömen. Ihre Eltern sind Tagelöhner, die kaum wissen, ob sie morgen Arbeit finden. Für die Kleinen bedeutet die Schule nicht nur Lernen, sondern auch das tägliche Mittagessen. „Für viele ist es die einzige richtige Mahlzeit des Tages“, sagt eine Schwester. Während die Kinder in den Klassenzimmern Reime aufsagen, bereiten die Schwestern sowie Helferinnen und Helfer die Mahlzeiten zu – kleine Teller, die hier große Hoffnung bedeuten.
Mittags in Anisakan
Ein Lastwagen rumpelt über die holprige Straße. Im Ladebereich: Reis, Öl, Kichererbsen, Dosenfisch, Seife. Sie sind für Familien bestimmt, die beim Erdbeben ihr Zuhause verloren haben. Helfer stapeln die Säcke, Schwestern organisieren die Verteilung – immer mit dem Wissen: Es wird nie genug für alle sein. Trotzdem bleibt die Zuversicht, wenigstens für den Moment Erleichterung zu schenken.
Am Nachmittag in Pyin Oo Lwin
Hier haben 45 Mädchen aus Kriegsgebieten ein neues Zuhause gefunden. Sie sind zwischen 15 und 18 Jahre alt, viele mussten ihre Heimat verlassen, manche haben monatelang im Dschungel gelebt. Jetzt sitzen sie über Schulbüchern, versuchen, sich auf Prüfungen vorzubereiten. Die Schwestern haben Lehrkräfte organisiert, sie unterrichten aber auch selbst und begleiten die Mädchen im Alltag. „Wir wollen, dass sie nicht nur überleben, sondern lernen, wieder zu träumen“, sagt eine Schwester.
Am Abend in Yangon
In der Großstadt lernen junge Frauen im Mazzarello-Ausbildungszentrum, wie man in Hotels und Restaurants arbeitet. Es sind praktische Handgriffe – Teller tragen, Suppen servieren, Gäste begrüßen. Aber dahinter steckt mehr: ein Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Abends, wenn die Mädchen müde auf ihre Schlafplätze sinken, bleibt die Dankbarkeit, einen sicheren Ort gefunden zu haben.
Alltag zwischen Hoffnung und Erschöpfung
So sieht der Tag der Schwestern aus: von einem Brennpunkt zum nächsten, immer in Bewegung, immer im Dienst an den Ärmsten. Hunger, Flucht, zerstörte Häuser, fehlende Bildung – die Not hat viele Gesichter in Myanmar. Aber auch die Hoffnung: Mitten im Chaos schenken die Schwestern den Menschen Zuversicht. „Wir sind nicht durch Rechte oder Versicherungen geschützt“, schreibt Sr. Elizabeth Phyu Phyu Aung aus Chanthagon, „sondern durch den Gott der Armen und die heilige Jungfrau Maria.“
Text: Karoline Golser, Foto: Institut FMA
Dieser Beitrag ist in der Zeitschrift Mariam der Don Bosco Schwestern, Ausgabe 4/2023, erschienen.

