
Wo ist Hoffnung für die Jugend, Sr. Bernadeth?
Welche Momente mit den Kindern und Jugendlichen im Don Bosco Zentrum schenken Dir besonders Hoffnung?
Besonders hoffnungsvoll stimmt mich, wenn Kinder sich begeistern lassen, staunen können und auf ihre unkomplizierte Art sensibel sind für das, was in ihrer Lebenswelt passiert. Ein kleines Beispiel aus einem Gespräch mit einem Elfjährigen über Berufswünsche: „Sr. Bernadeth, ich möchte einmal Koch werden, aber nicht in einem Hotel. Ich möchte für die armen Leute auf der Straße kochen. Ich sehe immer wieder in der Innenstadt Menschen, die nichts zu essen haben.“
Staunen und Begeisterung lassen Kinder ihre Talente entdecken und machen sie empfänglich für Gott.
Auch bei Jugendlichen erlebe ich viel Hoffnung, besonders dann, wenn sie ihre Energie und Motivation in eine für sie gelingende Zukunft investieren. Auch hier ein kurzes Beispiel eines 16- jährigen Buben mit Fluchterfahrung, der einmal sagte: „Deutschland hat mir so viel gegeben, das möchte ich gern versuchen zurückzugeben.“
In der Arbeit mit jungen Menschen gibt es bestimmt auch schwierige Situationen. Was gibt Dir dann Kraft, weiterzumachen?
Als Freizeiteinrichtung sind wir nur ein Teil der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen. Sie kommen durch Familie, Schule oder Freundeskreis schon mit unterschiedlichen Erfahrungen von Geborgenheit und Fürsorge in Berührung, aber auch mit solchen wie Flucht, Gewalt und Beziehungsabbrüchen. Da wird es manchmal schwierig: wenn etwa beim Öffnen der Einrichtung ein Jugendlicher mit einem Schlagstock statt mit einer grüßenden Hand vor mir steht, oder wenn Kinder ihre Prügelei vom Schulhof bei uns fortsetzen.
Hoffnung gibt mir der Glaube an Gott als den „Freund des Lebens“ und der feste Glaube Don Boscos an den guten Kern in jedem jungen Menschen. Gute, wertvolle Erfahrungen, die ich den jungen Menschen täglich mitgeben kann, sind mit Gottes Hilfe und der Lebensenergie der jungen Menschen vielleicht eines Tages stärker, als alles, was nicht zu einen erfüllten und gelungenen Leben beiträgt.
Hoffnung gibt mir auch die Erfahrung, dass Kinder und Jugendliche Ratschläge, gute Impulse von uns Erwachsenen annehmen, wenn wir ihnen mit Respekt und auf Augenhöhe begegnen. Und es macht mir Hoffnung, dass es um mich herum so viele Einrichtungen gibt, die sich – wie wir – für Kinder und Jugendliche stark machen.

Der Umbau des Jugendzentrums ist ja ein spannendes Projekt. Was bedeutet er für Dich und die Arbeit mit den Jugendlichen – und warum macht er Hoffnung?
Der Umbau macht mir Hoffnung, weil hier ganz gezielt in die Zukunft investiert wird. Kinder und Jugendliche sind die Zukunft jeder Gesellschaft. Der Umbau bedeutet für mich auch eine große Wertschätzung unserer Arbeit. Diese Wertschätzung tragen wir weiter, indem wir den Kindern und Jugendlichen zeigen: „Du bist es wert, dass die Orte, an denen Du bist, schön und freundlich sind.“
Durch neue Räume, Möbel und Spielmöglichkeiten vermitteln wir Wertschätzung nicht nur durch Worte, sondern als Haltung: Neues hat einen Wert – es lohnt sich, gut damit umzugehen.
Neue Anschaffungen wie das Computerkabinett eröffnen viele Möglichkeiten, etwa für medienpädagogische Angebote – wie den richtigen Umgang damit – oder verstärkte schulische Unterstützung. Und durch das vergrößerte Raumangebot können wir alte und neue Kooperationen mit Schulen und Freizeiteinrichtungen wieder aufleben lassen – zum Beispiel durch gemeinsame Projekte.
Für mich persönlich bedeutet der Umbau, den jungen Menschen endlich wieder ausreichend Platz bieten zu können. Sie brauchen Raum, um sich zu entfalten, Raum für ihr „Jungsein“. Das Übergangsquartier, so liebevoll es auch gestaltet ist, ist letztendlich zu beengt. Dass wir ihnen diesen Raum bald wieder bieten können, darauf freue ich mich sehr.

