
Wo findest du Hoffnungzeichen, Schwester Irene?
Du hast den Weggang der Don Bosco Schwestern aus Benediktbeuern im Herbst 2024 und den Wechsel der Gemeinschaft hinter dir – nach 25 Jahren bist du wieder nach Rottenbuch gekommen. Wo bleibt da die Hoffnung in diesem ganzen Prozess der Veränderung?
Die Hoffnung ist für mich zuerst: Die Einrichtung in Benediktbeuern – unsere Kindertagesstätte Don Bosco – geht weiter. Sie ist nicht geschlossen worden. Und sie bleibt katholisch. Ich hab mich sehr gefreut, dass die Kirchenstiftung St. Benedikt bzw. das Kita-Zentrum St. Simpert die Trägerschaft übernommen haben. Der Name „Kindertagesstätte Don Bosco“" ist geblieben. Viele Mitarbeiterinnen arbeiten dort seit über 30 Jahren im Geist Don Boscos – und ich glaub fest: Dieser Geist ist noch lebendig.
Der Abschied – was war für dich persönlich schwer?
Die Situation war schwierig. Nach dem Hagelunwetter im August 2023 war alles mit Ängsten verbunden: Die Reparaturarbeiten sind nicht nach Vorstellung verlaufen und ständig war da die Sorge, ob ein Kind verletzt wird. Ich war ehrlich froh, irgendwann die Verantwortung nicht mehr tragen zu müssen. Das hat mich bis zum Schluss belastet.
Nach so einem Abschied: Was hat dir beim Ankommen in Rottenbuch Hoffnung gegeben?
Gleich an meinem ersten Arbeitstag im Kindergarten stand da eine Mutter – früher war sie als Kind in meiner Gruppenstunden hier in Rottenbuch. Sie war die erste, die am Morgen ihr eigenes Kind bei mir abgegeben hat. Ein Wiedersehen nach 25 Jahren! Das war wie Heimkommen. Auch andere Eltern kannten mich noch – teils aus der Internatsarbeit mit den Jugendlichen im Heim Maria Auxilium, das damals noch den Don Bosco Schwestern gehörte.
Auch in der Pfarrei ist viel gewachsen: zum Beispiel kamen früher vereinzelt Jakobspilger, heute sind ganze Pilgergruppen unterwegs und machen hier Station. Für die Aktion „Pilger der Hoffnung“ hat die Pfarrei ein starkes Zeichen gesetzt: ein grüner Teppich mit Blumen – und 950 Friedenstauben, gefaltet aus Papier, passend zum 950-jährigen Ortsjubiläum. Für mich war das ein lebendiges, achtsames Wachrufen: Wo entdecke ich hier in Rottenbuch Hoffnungszeichen?
Hoffnungszeichen für Sr. Irene: gefaltete Friedenstauben aus Papier in der Pfarrei Rottenbuch.
Du findest solche Zeichen auch in der Gemeinschaft der Schwestern?
Sehr. Viele Mitschwestern sind älter, manche gesundheitlich eingeschränkt – und doch helfen sie einander, selbst wenn sie selbst kaum zurechtkommen. Diese gegenseitige Fürsorge ist für mich ein echtes Hoffnungszeichen. Dazu kommt eine große Offenheit: Eine Schwester aus der Slowakei verbringt seit drei Jahren regelmäßig ihre Erholungszeit hier und sagt jedes Mal, wie gut ihr das tut und dass sie gerne wiederkommt. Die Schwestern, viele kenne ich aus früheren Einrichtungen, sind gebrechlicher geworden – aber ihre Offenheit ist geblieben. Das wünsch ich allen Menschen fürs Alter.
Du bist in Rottenbuch ehemaligen Gruppenkindern begegnet und ihr bzw. die Eltern startet jetzt ein neues Angebot – was hat es mit den „Don Bosco Kids“ auf sich?
Vor 25 Jahren habe ich hier Gruppenstunden angeboten und viele Eltern erinnern sich gern daran. Als ich jetzt zurückkam, meinten sie: „Das war so schön damals – könntest du nicht wieder etwas machen?“ Jetzt gibt es eine Neuauflage: Auf dem Gelände der Schwestern starten wir im Oktober die Don Bosco Kids. Ein Begegnungsangebot für Kinder – gemeinsames Tun, Glauben im Alltag teilen, Beziehungen stärken.
Kinder haben einen Sinn fürs Übersinnliche, findet Sr. Irene. Sie heranwachsen zu sehen, gibt ihr Hoffnung.
Deine tägliche Arbeit im Kindergarten – wie geht's dir damit?
Sehr gut – auch weil ich jetzt nicht mehr die Gesamtleitung tragen muss (lacht). Ich bin gern direkt bei den Kindern, spiele, bastle, spreche mit Eltern. Als Gruppenleitung fühle ich mich wohl. Das offene Konzept hier war für mich neu, aber es funktioniert – wir arbeiten gut zusammen, die Atmosphäre ist freundlich.
Ich arbeite besonders gern mit Kindern und Jugendlichen in Übergangsphasen: Vorschule, Schulstart, Pubertät – diese Schwellenzeiten, in denen man noch nicht ganz ist, was man werden will, aber schon im Aufbruch steht. Junge Menschen in solchen Momenten zu begleiten, das ist für mich ein großes Hoffnungszeichen. Wenn ein Kind sagt: „Ich komme in die Schule – ich darf lesen und schreiben lernen!“ – darin steckt so viel Zukunft.
Kinder und Hoffnung – ist das für sie nicht viel zu abstrakt?
Kinder haben so viele positive Grundstrukturen. Sie machen einfach – wo wir Erwachsene ewig überlegen. Wenn ein Kind weint, und das kann auch eins sein, mit dem selten gespielt wird, holen die anderen sofort Hilfe. Wir Erwachsene fragen erst: Mag der das? Stell ich ihn bloß? Kinder denken da nicht – sie sind offen. Das können wir lernen: den anderen sehen, wie er ist. Und ja, auch unsere blinden Flecken anschauen.
Kinder haben eine magische Offenheit. Sie nehmen nicht nur das wahr, was real vor ihnen steht, sondern haben Antennen fürs „Mehr“, fürs Übersinnliche. Für mich sind Kinder kleine Philosophen.
Und wenn ich ein Kind anschaue – das ist jedes Mal ein Wunder. Kein Kind ist wie das andere. Mit sechs Jahren zeigt sich schon viel eigene Prägung – ganz anders als noch in der Krippe. Ich finde es schön, mitzuerleben, wenn Kinder eine Struktur bekommen – mitgegeben auch von ihren Familien –, und sich mit Hilfe dieser Struktur für sie ein Weg in die Zukunft eröffnet. Das finde ich so schön. Das macht mir Hoffnung.