
Wie erlebst du Hoffnung im Unterricht, Schwester Ulrike?
Sr. Ulrike, du unterrichtest Religion in einer Volksschule. Was ist dir dabei besonders wichtig?
Im Religionsunterricht ist es meine Aufgabe, die Kinder mit unserem christlichen Glauben vertraut zu machen – durch Texte der Heiligen Schrift, die Feste im Kirchenjahr und das Beispiel von Heiligen. Dabei ist es mir besonders wichtig, dass die Kinder sich kreativ mit den Inhalten auseinandersetzen können, ihre eigenen Fragen stellen und ihre Gedanken zum Ausdruck bringen. Für mich ist es besonders schön, gemeinsam mit den Kindern zu üben, auf das Herz zu hören und zu beten, um das, was sie innerlich bewegt, vor Gott zu bringen.
Was gibt dir Hoffnung?
Vor allem das Wort Gottes und das Gebet geben mir Hoffnung. Zu wissen, dass unzählige Menschen auf der ganzen Welt beten und sich Gott neu zuwenden, ist eine große Quelle der Zuversicht für mich.
Auch die eigene Erfahrung, in schwierigen Zeiten und Krisen von Gott wirklich getragen und geführt zu sein, gibt mir Hoffnung für die Zukunft. Ich kann ich darauf vertrauen, dass Gott die Dinge in meinem Leben zum Guten lenkt – auch wenn ich es manchmal erst im Nachhinein erkenne.
Wie erlebst du Hoffnung im Religionsunterricht?
In meiner Arbeit darf ich immer wieder miterleben, wie offen besonders die Kinder für die tiefen Fragen des Lebens und das Gute sind, welche Faszination das Wort Gottes und speziell die Person Jesu Christi auf sie ausübt. Und wie ehrlich sie die innerste Sehnsucht zum Ausdruck bringen: „Ich will, dass Frieden ist“, „Ich will, dass alle satt werden“ – die Sehnsucht nach all dem Guten ist da, nach Gerechtigkeit, nach Familie.
Gibt es besondere Momente, die dir im Gedächtnis geblieben sind?
Ja, immer wieder berühren mich Momente, in denen Kinder ihr ehrliches Staunen über den Glauben zeigen. So hat mich vor Kurzem ein Junge beeindruckt, der in der Adventszeit eine Erwachsenenbibel mit nach Hause nehmen wollte, nachdem wir gelernt hatten, Bibelverse zu suchen. Zwei Wochen später brachte er sie zurück und meinte, er habe es nur bis Seite 315 geschafft. Nach den Weihnachtsferien jedoch erzählte er mir stolz, dass er das gesamte Neue Testament gelesen habe.
Ein anderer Moment, der mir eine Gänsehaut bescherte, war das Gebet eines Jungen, der sich sehr schwer tut damit, sich sozial zu integrieren, und ständig Konflikte auslöst. In einem Gebetsmoment vor allen Mitschüler/innen hat er aus tiefstem Herzen Gott um Frieden in der Ukraine angefleht. Ich hätte nicht schönere und passendere Worte finden können.
Solche Erfahrungen geben mir sehr viel Hoffnung für die Zukunft!
Wie kannst du als Religionspädagogin den Kindern Hoffnung vermitteln?
Indem ich für die Kinder einen Rahmen schaffe, wo ihre Sehnsucht nach dem Guten und den Fragen des Lebens geweckt und genährt wird. Sie sollen ihre Gedanken, Gefühle und Sorgen ausdrücken und vor Gott bringen können, wie zu einem Freund.
Dabei helfen Erzählungen, mit denen sie sich identifizieren können, Rituale und verschiedene Formen des Gebetes. Auch Momente der Stille und Reflexion sowie Zeit für Fragen, Gespräche und positive Gemeinschaftserfahrungen sind wichtig. Indem die Kinder Gottesdienste und Feiern selbst mitgestalten, erleben sie den Glauben intensiv. Diesbezüglich ist die Zeit der Vorbereitung auf die Erstkommunion eine große Chance. Wenn Kinder dabei gut begleitet werden, erfahren sie die Sakramente als Höhepunkte unseres Christseins, in denen sich Gottes Nähe auf besondere Weise zeigt.
Welche Rolle spielt deine eigene Authentizität in diesem Prozess?
Mir ist es auch wichtig, mich als Mensch mit Grenzen und Schwächen einzubringen. Es zuzulassen, dass auch ich manchmal ungeduldig, genervt, müde bin oder viel mehr Fragen als Antworten habe. Wir sind vor Gott letztlich alle gemeinsam unterwegs als „Pilger/innen der Hoffnung“ – so wie wir sind, groß oder klein, Lehrer oder Schüler.