
Engagement für die Jugend: Sr. Dieudonne Jean-Louis zu Besuch in Österreich
„Deutsch kann ich leider nicht,“ klärt Sr. Dieudonne gleich beim Händeschütteln auf. Doch die gebürtige Haitianerin spricht fließend Französisch, Italienisch, Spanisch und Englisch. Bemerkenswert ist, wie mühelos sie zwischen den Sprachen wechselt, je nach Gesprächspartnerin.
Berufspraktische Trainings in Ikorodu
Sr. Dieudonne ist seit 20 Jahren Missionarin in Afrika. 2019 kam sie nach Ikorodu in Nigeria, um dort die erste Schwesterngemeinschaft des Landes zu gründen. Seit Dezember 2022 gibt es nicht nur die erste Gemeinschaft, sondern auch ein neues Haus, in dem die Schwestern und ihre Mitarbeiter/innen Jugendlichen und Müttern berufspraktische Trainings in den Bereichen Konditorei, Schneiderei, Kosmetik und Informationstechnik anbieten. Die Ausbildung im „Skills Center“ dauert zwischen vier und sechs Monaten. Pro Kurs werden bis zu zehn Teilnehmer/innen aufgenommen.
Die Ausbildung soll den Jugendlichen und Müttern in erster Linie den Start in die Selbstständigkeit erleichtern und ihnen ein Sprungbrett in ein selbstbestimmtes Leben bieten. „Jobangebote gibt es kaum und die Unternehmen zahlen wenig,“ erklärt Sr. Dieudonne. Viele Kursteilnehmer/innen gründen nach Abschluss der Ausbildung ihr eigenes Unternehmen und bieten ihre Produkte und Dienstleistungen über das Internet, auf Facebook oder Instagram an.
Herausforderungen im Bildungsbereich
Für die Zukunft der Niederlassung planen Sr. Dieudonne und ihre Mitschwestern einen Kindergarten und eine Schule. Dafür sucht die Missionarin Unterstützer/innen in Österreich. In Ikorodu selbst gibt es beispielsweise keine öffentliche Schule. Die Kinder müssen eine Stunde zu Fuß zur nächsten Einrichtung laufen, um dann in einem Klassenraum mit bis zu 100 Kindern von einer Lehrkraft unterrichtet zu werden. „Zwar gibt es viele Privatschulen, aber die sind für die meisten Menschen zu teuer,“ erzählt Sr. Dieudonne, „und auch nicht alle sind gut.“ Gute Lehrkräfte sind schwer zu finden. Ihr wichtigstes Anliegen ist die Bildung der Kinder, und ja, da ist sie ganz Don Bosco Schwester: „Es ist unsere Aufgabe, die Kinder von ganz unten nach oben zu bringen,“ sagt sie.
Ein Land geprägt von Gewalt
Doch Bildung ist nur ein Teil dessen, was Sr. Dieudonne den jungen Menschen mitgeben möchte. „Im Kopf muss sich etwas ändern,“ erklärt sie. „Zukunftsperspektiven müssen geschaffen werden, und es muss Vertrauen und Respekt für andere geben.“ Nigeria ist ein Land, in dem Gewalt allgegenwärtig ist. Sei es durch Anschläge islamistischer Terrorgruppen im Nordosten, ethnisch geprägte Konflikte in Zentralnigeria oder die allgegenwärtige organisierte Kriminalität. „Die Kinder und jungen Menschen müssen lernen, miteinander gut auszukommen und Konflikte gewaltfrei zu lösen.“
Veränderungen sind möglich
Sr. Dieudonne setzt sich mit ganzem Herzen für ihre Sache ein, und auch in diesem Punkt ist sie ganz Don Bosco Schwester. Ihre Arbeit und die ihrer Mitschwestern in Nigeria sind eindrucksvolle Beispiele dafür, dass man mit kleinen Schritten positive Veränderungen bewirken kann. Ihr Optimismus und ihre unerschütterliche Hingabe sind inspirierend und ansteckend.
(Medienreferat)
Portrait der Niederlassung in Ikorodu, Nigeria