Schnelle Hilfe für Edno!

Die Kinder der Teepflückerinnen

Schwere Naturkatastrophen und politische Instabilität haben den Staat Haiti völlig verarmen lassen. Jetzt muss sich das Land der nächsten Herausforderung stellen: dem Coronavirus.

Text: Karoline Golser 
Fotos: Don Bosco Schwestern

Die Schuhe von Edno sind braun und zerfranst, die Sohle ist kaputt. Sie füllen sich mit Schlamm, wenn der Achtjährige auf dem Stück Land, das sein Vater gepachtet hat, Unkraut jätet oder Mais sät. „Ich trage sie jeden Tag, weil ich keine anderen habe“, sagt Edno. „Es gibt viele Kinder hier, die wie ich leben.“ Mit seinem Vater Bernard Exavier und seinen älteren Brüdern wohnt Edno in einer abbruchreifen Lehmhütte in Anse-à-Pitres, einer Gemeinde im Süden des Inselstaates Haiti. Seine Mutter hat die Familie verlassen, als Edno noch klein war. Obwohl Ednos Vater als Kleinbauer sehr hart arbeitet, kommt die vierköpfige Familie nur sehr schwer über die Runden. Als Tagelöhner versucht er, zusätzlich Geld zu verdienen.

Das Gemeindegebiet von Anse-à-Pitres erstreckt sich auf rund 187 km2, einer Fläche so groß wie Nürnberg. An die 30.000 Menschen leben hier. Der Grenzübergang nach Pedernales ist einer der vier wichtigsten Landübergänge in die Dominikanische Republik. Wegen der deutlich besseren Lebensbedingungen versuchen viele Haitianer, im Nachbarstaat Zuflucht und Arbeit zu finden.

 

Foto: FMA/www.cgfmanet.org
Der achtjährige Edno mit seinem Vater Bernard

Seit vier Jahren sind die Don Bosco Schwestern in Anse-à-Pitres aktiv, um verarmte Familien wie die von Edno zu unterstützen. Vor einem Jahr öffnete der Kindergarten der Schwestern seine Tore und die Grundschule befindet sich in ihrem zweiten Jahr.

Mit der Corona-Krise und den steigenden Infektionszahlen wurden viele Haitianer, die sich illegal in der Dominikanischen Republik aufhielten, abgeschoben. „Sie haben keinen sicheren Ort zum Übernachten, keine Kleidung oder Lebensmittel, weil sie alles in der benachbarten Republik zurücklassen mussten und nicht vorhatten, in absehbarer Zeit nach Haiti zurückzukehren“, schildert Don Bosco Schwester Pierre Myrlène Félix die derzeitige Situation.

Noch schlimmer wird es, so die Ordensfrau, wenn diese Menschen selbst mit dem Coronavirus infiziert sind und in Quarantäne müssen: „Sie werden in Lagern oder Schuppen untergebracht. Viele Bewohner scheuen sich deshalb, medizinische Hilfe in Anspruch zu nehmen.“ Die medizinische Versorgung ist sowieso sehr dürftig. Im Gemeindegebiet befindet sich ein öffentliches Gesundheitszentrum ohne Krankenbetten. Apotheke gibt es keine.

Edno und seine Brüder quält aber vor allem eines: der Hunger. Es gibt Tage, da finden sie nichts zu essen. Um die Situation vor Ort zu entschärfen, starteten die Don Bosco Schwestern ein Nothilfeprojekt für 250 Familien in Anse-à-Pitres. Schwester Pierre Myrlène Félix leitet die Nothilfe und hofft, damit auch die Verbreitung des Virus etwas reduzieren zu können: „Die Pakete, die wir austeilen, enthalten Lebensmittel für mehrere Tage und Hygieneartikel. Sie ermöglichen den Familien, zu Hause zu bleiben und Ausgangssperren sowie hygienische Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten.“

Für Edno und seine Familie ist die Nothilfeaktion ein Hoffnungsschimmer. Der größte Wunsch des Achtjährigen ist es aber, zur Schule gehen und die Situation seiner Familie, seiner Stadt und seines Landes verbessern zu können. „Ich danke allen, die mir helfen möchten, aus dieser Sackgasse herauszukommen!“

Solidaritätsprojekt 2020/2021 der Don Bosco Schwestern
Bei den Don Bosco Schwestern ist es Tradition, jährlich ein Solidaritätsprojekt „auszurufen“. Meist sind es Entwicklungshilfeprojekte, so wie im heurigen Jahr die Hilfe für 250 Familien auf Haiti. Die Don Bosco Schwestern werben in Briefen um Spenden oder bitten auf ihren Eigenveranstaltungen um finanzielle Unterstützung.

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Weitere Infos zum Solidaritätsprojekt

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