Sechs Hektar Hoffnung auf Kuba

Sechs Hektar Land stehen den Don Bosco Schwestern in Havannas Stadtteil Guanabacoa zur Verfügung. Hier sollen in naher Zukunft Bananen, Maniok und Süßkartoffeln auf agrarökologischer Basis wachsen und Frauen in landwirtschaftlicher Arbeit und Viehzucht ausgebildet werden.
Text: Karoline Golser
Foto: FMA Kuba

Noch liegt das Land der Don Bosco Schwestern brach. In den nächsten drei Jahren soll die Anbaufläche schrittweise nach agrarökologischen Methoden kultiviert und Frauen ausgebildet werden.
„Agrarökologie berücksichtigt Umweltschutz und Klimawandel, sorgt für Artenvielfalt, Biodiversität und Bodenschutz. Vor allem aber ist sie sozial gerecht“, erklärt Karin Frauscher-Wolfsöldner, Geschäftsführerin des Solidaritätsvereins der Don Bosco Schwestern. „Sie sichert Kleinbäuerinnen ein gutes Auskommen und fördert die Chancengerechtigkeit von Frauen, indem sie es ihnen ermöglicht, Land und Ressourcen selbst zu verwalten.
Bei den Schwestern passiert das, indem zum Beispiel selbst Saatgut gewonnen und Dünger hergestellt wird. So müssen sie nichts zukaufen und sind unabhängig von Marktpreisen und Versorgungsengpässen.“ Die Produkte werden regional vermarktet und können durch die Vielfalt der Anbaukulturen das ganze Jahr geerntet und verkauft werden. Das garantiert eine zuverlässige Versorgung mit Lebensmitteln und eine regelmäßige Einkommensquelle für die Frauen.
Erst seit kurzer Zeit ist es den Schwestern in Kuba möglich, ein Projekt dieser Art aufzubauen. Dafür musste der kommunistisch regierte Staat in eine weitere schlimme Wirtschaftskrise schlittern. Die Coronapandemie und der Ukraine-Krieg haben die Karibikinsel schwer getroffen. Der lukrativste Wirtschaftszweig, der Tourismus, ist eingebrochen. Die Wirtschaft lag aber schon davor am Boden. In Kuba mangelt es an Essen, Medikamenten und Benzin.
Angesichts dieser dramatischen Situation für das tägliche Leben der Menschen hat der Staat die landwirtschaftliche Produktion teilweise liberalisiert. „Bis jetzt durften Anbauflächen für den Eigenbedarf bewirtschaftet werden. Jetzt kann, was darüber hinaus produziert wird, auf freien Märkten verkauft werden“, so Frauscher-Wolfsöldner.
Die Schwestern nutzen die Chance. Anfang des nächsten Jahres werden die Ackerflächen vorbereitet und kleine Arbeitsgeräte gekauft: Macheten, Hacken, Spaten und Schubkarren. Ein Elektromotorrad für den Transport soll angeschafft werden. Gleichzeitig zum Anbau starten die ersten Schulungen der Frauen. Sind die ersten Parzellen mit Mais, Maniok, Jamswurzeln, Süßkartoffeln und anderen Knollengewächsen bepflanzt, beginnt die Herstellung des eigenen Naturdüngers.
Dünger liefern bereits die Ziegen und Schweine, die schon in Guanabacoa vorhanden sind. Die Schwestern möchten die Schafhaltung ausbauen. Dafür muss der Stall erneuert werden. Und der Ausbau des Bewässerungssystems steht an. Ein solches Projekt aufzubauen, ist kein leichtes Unterfangen für die Don Bosco Schwestern in Guanabacoa, aber angesichts der Lebensmittelknappheit alternativlos. Die Ordensfrauen wollen den Menschen etwas geben, das zurzeit auf Kuba am wenigsten zu finden ist: Hoffnung.