„Elternsprechstunde“ bei VIDES

Sie haben drei mehrtägige Vorbereitungsseminare und zwei Praxiswochen hinter sich, sie haben sich mit interkulturellem Lernen und der Pädagogik Don Boscos auseinandergesetzt, sie kennen ihre Einsatzstelle und haben eine genaue Vorstellung davon, welche Aufgaben sie erwarten. Die VIDES-Volontärinnen sind startklar für ihren weltweiten Einsatz – aber sind ihre Eltern es auch?
Text und Foto: Karoline Golser

Melanie wird im September ihren Freiwilligendienst in Ghana beginnen. Das sind rund 4.700 Kilometer Luftlinie von ihrem Heimatort Traunkirchen in Oberösterreich entfernt. Bei Hannah, die von Schwanenstadt nach Puerto Rico startet, sind es schon 8.000 Kilometer. Und bei Maria sind es satte 13.200 Kilometer von Görlitz in Sachsen zu ihrer Einsatzstelle in Papua-Neuguinea. Wegstrecken, bei denen es einem als Mutter oder Vater schon mulmig werden kann, hat man bei diesen Entfernungen kaum mehr Einfluss auf den Nachwuchs.
Um Sorgen und Ängsten vor der Abreise vorzugreifen, fand Ende Juli in München für die Familien der Volontärinnen ein Treffen mit den Don Bosco Schwestern und dem VIDES-Team statt. Das Treffen ermöglichte es den Eltern, die Menschen hinter der Organisation persönlich kennenzulernen. Sieben „Teamer“, die alle selbst einen Auslandseinsatz gemacht haben und nun ehrenamtlich für VIDES arbeiten, standen Rede und Antwort. Im direkten Austausch mit den Ehemaligen, die aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfen, fällt das Loslassen ein bisschen leichter.
Von großem Interesse bei den Anwesenden waren die Unterbringung, mögliche Startschwierigkeiten und die medizinische Versorgung. Gerade bei Letzterem konnte Kerstin Hilla, Koordinatorin der Auslandseinsätze, beruhigen: „Die Schwestern sind sehr sensibel, was die gesundheitliche Situation in ihrem Land betrifft. Sie würden die Freiwilligen keinem Risiko aussetzen. Auch sind sie medizinisch in ihren Einrichtungen sehr gut aufgestellt.“ Dass die Schwestern in allen Dingen sehr fürsorglich sind, bestätigten auch die anderen Teamer. „Sie haben immer ein offenes Ohr, wenn Probleme auftauchen“, so Petra Halder, die seit 15 Jahren Freiwillige auf den Einsatz vorbereitet. Bei der täglichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen komme es unweigerlich zu Konflikten, das ist nur natürlich, so Halder. „Die Schwestern sind immer zum Reden da!“
Ist das Einsatzjahr vorbei und kehren die Freiwilligen wieder ins Elternhaus zurück, kommt der Kulturschock. Davon weiß auch Katharina Gregull zu berichten. Die VIDES-Koordinatorin war selbst in der Situation: „Du tauchst in eine neue Lebensrealität ein, lernst neue Menschen kennen, die du dann auch vermisst. Und du veränderst dich sehr in dieser Zeit, bist also ein anderer Mensch, wenn du wieder heimkommst.“ Auf die Frage, wie man dann mit der Tochter umgehen soll, rät sie: „Viel zuhören und nachfragen, nicht nur am Anfang, sondern auch ein halbes Jahr später noch über den Einsatz sprechen.“
Um damit leichter umgehen zu können, organisiert das VIDES-Team ein Reflexionsseminar, wo solche Dinge zur Sprache kommen können.
Und wie denken die Volontärinnen über die Sorgen der Eltern? „Ich verstehe das“, so Melanie. „Ich selbst weiß ja, wie es mir vor Ort gehen wird, sie dagegen bleiben im Ungewissen.“ Auch Maria denkt, dass ihre Eltern sich sorgen werden: „Aber letztendlich ist das Vertrauen in mich größer.“