Offen bleiben für alles!

Bis zu fünfmal im Jahr fährt Marie-Luise Morgenstern von Erfurt nach München, um sich als ehrenamtliches Teammitglied für den Verein VIDES zu engagieren. Die Sozialpädagogin bereitet junge Freiwillige auf einen Auslandseinsatz in einem Kinder- und Jugendprojekt der Don Bosco Schwestern vor. Wie sie zu VIDES kam und was sie an ihrer Arbeit begeistert, hat sie Mariam erzählt.

Interview: Karoline Golser
Foto: privat

Du warst 2007/2008 selbst VIDES-Freiwillige auf Palawan, einer Insel der Philippinen. Welche Erfahrungen hast du gemacht?
Mein Freiwilligenjahr begann gleich nach dem Abitur. Ich habe es als eine wunderbare Zeit in Erinnerung. Ich habe die Philippinos und ihr Land lieben gelernt.

Du bist heute Sozialpädagogin in einem Kinderschutzzentrum und lässt dich zur Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin ausbilden. Beeinflussen einander Beruf und Ehrenamt gegenseitig?
Ja, sicher. Ich arbeite mit Kindern und Jugendlichen, die Probleme in der Familie oder Gewalt erlebt haben. Ich berate Fachkräfte wie Erzieher, Lehrer oder Ärzte in Sachen Kinderschutz und begleite gegebenenfalls Strafverfahren, wenn es zur Anzeige kommt. Dieses Wissen bringe ich – in abgewandelter Form – den Freiwilligen in der Vorbereitung nahe. Kinderschutz und Kinderrechte sind ja in den Einsatzstellen von VIDES ein wichtiges Thema. Auch wenn es während des Einsatzes nicht zu Problemen kommt, sollen die Freiwilligen dafür sensibilisiert werden.

Nach deinem Einsatz hast du dich gleich dem VIDES-Team angeschlossen. Was begeistert dich daran?
Nach meiner Rückkehr wollte ich der Don Bosco Familie verbunden bleiben. Ich wusste, das würde ich vermissen – die familiäre Atmosphäre, das Voneinander-Lernen, der regelmäßige Austausch und der Einsatz für eine gemeinsame Sache. Im VIDES-Team habe ich genau das.

Sind die Freiwilligen einmal unterwegs, beginnt für dich und deine Kolleg/innen im Team die „Einsatzbegleitung“. Wie kann man sich das vorstellen?
Mittlerweile sind wir mit den Freiwilligen über WhatsApp regelmäßig in Kontakt. Das war früher schwieriger, da es nicht überall Internetverbindung gab. Die meisten unserer Freiwilligen sind zum ersten Mal für längere Zeit von zu Hause weg, noch dazu im Ausland. Anfangs gibt es oft Verständigungsprobleme in der neuen Sprache. Und wenn dann noch vieles plötzlich ganz anders ist als gewohnt, kann man sich schnell allein gelassen fühlen. Man ist dann mit sich selbst konfrontiert und muss damit erst einmal umgehen lernen. Es gibt Freiwillige, die vor Ort jemanden finden, mit dem sie sich austauschen. Andere brauchen zusätzlich „Rückendeckung“ von zu Hause – da sind wir dann gefragt. Schon in der Vorbereitungszeit geben wir den Volontärinnen und Volontären Tipps, wie sie mit den Veränderungen umgehen können. Und immer wieder hören wir, dass viele gerade das Neue und Unbekannte als sehr positiv empfinden. Sie lernen sich selbst besser kennen und auf die eigenen Fähigkeiten zu vertrauen. Wir unterstützen die Freiwilligen aber auch bei organisatorischen Dingen oder leisten pädagogische Hilfestellungen, zum Beispiel, wie man damit umgehen soll, wenn ein Kind den Unterricht stört.

Was rätst du einem jungen Menschen, der einen Freiwilligeneinsatz machen möchte?
Offen bleiben für alles und nicht glauben, dass man den Einsatz planen kann. Dann wird alles gut.

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