Impuls am Sonntag
„Alle sollen eins sein.“ Wenn ich diesen Satz lese, kommen ambivalente Gefühle in mir hoch. Möchte ich das? Mit allen eins sein?
In mir klingen Kinderworte der letzten Woche aus dem Volksschulhort nach: „Die Lena hat mir meine Idee gestohlen!“, ein anderes Mädchen strahlt mich an und stellt fest: „Du hast genau die gleiche Frisur wie ich!“. Schon bei den Kindern kann ich deutlich diese Ambivalenz erkennen. Einerseits die Sehnsucht nach Einheit, andererseits auch der Wunsch nach Abgrenzung, nach Individualität… und wenn wir ehrlich sind, begleitet uns diese Ambivalenz doch ein Leben lang: Wir wollen dazugehören, aber gleichzeitig brauchen wir auch Freiraum…. Allein-Sein…. da steckt „mit allen eins sein“ drin… darauf weist uns der Benediktinermönch David Steindl Rast hin. Vielleicht liegt hier der Schlüssel?
„ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin…“ Vielleicht ist damit eine Stufe der Erkenntnis, der Einsicht gemeint…, eine Haltung der Wertschätzung, der Toleranz und des Respektes allen gegenüber. Wenn wir allen Menschen in dieser Haltung begegnen, im Bewusstsein, dass wir eine Menschheitsfamilie sind, gäbe es auf dieser Welt viel weniger Hass, Streit und wohl auch keine Kriege…
„Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt ,..., damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und ich in ihnen bin.“ Diese Botschaft empfinde ich als sehr klar: Jesus wünscht sich für jede*n einzelne*n von uns, und für uns alle zusammen, dass wir uns geliebt und wertgeschätzt fühlen. Es liegt nun an uns, diese Liebe anzunehmen und in unseren Alltag hinein fließen zu lassen…
(Sr. Martina Kuda FMA, Stams)
Impuls zum Sonntagsevangelium zu Joh 17,20-26
Ich bitte nicht nur für diese hier, sondern auch für alle, die durch ihr Wort an mich glauben. Alle sollen eins sein: Wie du, Vater, in mir bist und ich in dir bin, sollen auch sie in uns sein, damit die Welt glaubt, dass du mich gesandt hast. Und ich habe ihnen die Herrlichkeit gegeben, die du mir gegeben hast, damit sie eins sind, wie wir eins sind, ich in ihnen und du in mir. So sollen sie vollendet sein in der Einheit, damit die Welt erkennt, dass du mich gesandt hast und sie ebenso geliebt hast, wie du mich geliebt hast. Vater, ich will, dass alle, die du mir gegeben hast, dort bei mir sind, wo ich bin. Sie sollen meine Herrlichkeit sehen, die du mir gegeben hast, weil du mich schon geliebt hast vor Grundlegung der Welt. Gerechter Vater, die Welt hat dich nicht erkannt, ich aber habe dich erkannt und sie haben erkannt, dass du mich gesandt hast. Ich habe ihnen deinen Namen kundgetan und werde ihn kundtun, damit die Liebe, mit der du mich geliebt hast, in ihnen ist und ich in ihnen bin.