100 Jahre mit jungen Menschen unterwegs

Jubiläumsfeier der Don Bosco Schwestern
Wo Don Bosco Schwestern und Salesianer gemeinsam wirken, geschieht Großes für junge Menschen: Provinzial P. Reinhard Gesing (D), Provinzleiterin Sr. Petra Egeling und Provinzial P. Siegfried Kettner (Ö)
Wo Don Bosco Schwestern und Salesianer gemeinsam wirken, geschieht Großes für junge Menschen: Provinzial P. Reinhard Gesing (D), Provinzleiterin Sr. Petra Egeling und Provinzial P. Siegfried Kettner (Ö)

Am 19. November 2022 feierten die Don Bosco Schwestern das 100-jährige Bestehen der Deutschsprachigen Provinz an ihrem Standort in Vöcklabruck mit rund 100 Festgästen. Stellvertretend für die Salesianer Don Boscos feierten mit uns Pater Reinhard Gesing, Provinzial aus Deutschland, Pater Siegfried Kettner, Provinzial aus Österreich, sowie Erzbischof em. Alois Kothgasser und Bischof em. Ludwig Schwarz.

Zu den geladenen Gästen aus Vöcklabruck zählten Bezirkshauptmann-Stellvertreterin Regina Gabriel, Bürgermeister Dipl.-Ing. Peter Schobesberger und Dipl. PAss.in Barbara Hofwimmer, leitende Pfarrseelsorgerin der Stadtpfarre.

Ein „Ausweis“ für die Don Bosco Schwestern? Für Provinzial P. Kettner gibt es ein besonderes Wesensmerkmal, anhand man eine Don Bosco Schwestern erkennt: an ihrer Fröhlichkeit.
Ein „Ausweis“ für die Don Bosco Schwestern? Für Provinzial P. Kettner gibt es ein besonderes Wesensmerkmal, anhand dessen man eine Don Bosco Schwestern erkennt: an ihrer Fröhlichkeit.

Was macht uns aus?
Ausgehend von der Frage eines Kinder, ob denn die Don Bosco Schwestern einen Ausweis besitzen, der sie als Ordensfrauen „ausweist“, machte Provinzial Pater Siegfried Kettner in seinem Grußwort auf eine besondere Eigenschaft der Schwestern aufmerksam: sie lachen. Schon 1922 trug diese Fröhlichkeit den Schwestern den Spitznamen die „lachenden Schwestern“ ein. Dieses Wesensmerkmal und eine starke Verbundenheit mit jungen Menschen macht die Don Bosco Schwestern aus.

Bürgermeister Dipl.-Ing. Peter Schobesberger: Die Don Bosco Schwestern leisten viel für die Menschen in Vöcklabruck.
(v.l.n.r.) Dipl. PAss.in Barbara Hofwimmer, leitende Pfarrseelsorgerin der Stadtpfarre, Bezirkshauptmann-Stellvertreterin Regina Gabriel, Bürgermeister Dipl.-Ing. Peter Schobesberger und Provinzleiterin Sr. Petra Egeling

Arbeit in hoher Qualität
Für die Stadt Vöcklabruck seien die Don Bosco Schwestern und ihre berufsbildenden Schulen nicht mehr wegzudenken, so Bürgermeister Dipl.-Ing. Peter Schobesberger in seinem Grußwort: „In den 1970er Jahren, als die Kindergartenschule eröffnet wurde, belächelten viele den Ausbildungszweig. Heute wissen wir, wie wichtig dieser Beruf ist und wie notwendig wir die Pädagog/innen brauchen.“

Dankbar sei die Stadt auch für den Praxiskindergarten, von dem man nur Gutes höre, und über die weiteren Aktivitäten für die Menschen von Vöcklabruck. Dazu zählen unter anderem der Spielebus, der jeden Freitag in der Dürnau fährt, und das Fußballtraining mit Migrantinnen. „Das ist Arbeit, die die Stadt Vöcklabruck in dieser Qualität nicht leisten kann. Dafür sind wir den Don Bosco Schwestern sehr dankbar“, so Bürgermeister Schobesberger.

Für Dipl. PAss.in Barbara Hofwimmer, leitende Pfarrseelsorgerin der Stadtpfarre, ist die Arbeit der Schwestern in der Pfarre ebenso unverzichtbar. Als ehemalige Schülerin der Don Bosco Schulen ist sie eine Wegbegleiterin des Ordens seit den Anfängen: „Die Don Bosco Schwestern sind der Grund dafür, dass ich mich in der Kirche engagiere.“

Der Vormittag bestand aus einem abwechslungsreichen Programm, der die Gäste auch ins Jahr 1922 entführte.
Der Vormittag bestand aus einem abwechslungsreichen Programm, der die Gäste auch ins Jahr 1922 entführte.

Abwechslungsreicher Vormittag
Mit einem vielfältigen Programm – moderiert von Sr. Maria Maul – wurde der letzten hundert Jahre des Frauenordens gedacht, der mit der ersten Gemeinschaft von sechs Schwestern in Essen-Borbeck seinen Ausgang im deutschsprachigen Raum nahm. 

In ihrem Vortrag entführte Sr. Gisela Porges das Publikum in das Jahr 1922. Das Leben der Menschen in Deutschland der 1920er Jahre war geprägt von der Nachkriegszeit. Armut, Arbeitslosigkeit und das Trauma des Krieges wurden verstärkt durch eine Hyperinflation, eine Folge der Reparationszahlungen, die Deutschland den Siegermächten leisten musste. Die Kindersterblichkeitsrate war die höchste Europas, viele Menschen hatten kein Dach über dem Kopf und vor den Suppenküchen in den Städten bildeten sich lange Schlangen an Notleidenden. Der Extremismus war im Vormarsch.

Auch die Gäste waren gefragt: Welche Parallelen gibt es zwischen 1922 und heute? Zunächst in „Murmelgruppen“ erarbeitet, kamen Antworten aus dem Publikum.
Auch die Gäste waren gefragt: Welche Parallelen gibt es zwischen 1922 und heute? Zunächst in „Murmelgruppen“ erarbeitet, kamen Antworten aus dem Publikum.

Sendungsauftrag und Chancen heute
In zwei Filmen, die einerseits ein fiktives Kind von 1922 und andererseits eine junge Frau aus Stams zu Wort kommen ließen, wurden die Nöte der jungen Menschen von damals und heute offensichtlich.

„Sie zeigen uns auch, was unsere Sendung ist“, so Sr. Birgit Holtick, Jugendseelsorgerin in Essen-Borbeck, und Andrea Schendel, Leiterin des Studentinnenwohnheims in München. Damit stehen die Don Bosco Schwestern auch heute noch vor Herausforderungen, die zugleich Chancen für die Ordensgemeinschaft sind.

Die Geburtsstunde der Provinz fand in einer Krisenzeit statt und das Jubiläum fällt in eine Zeit, die ebenso von mehreren Krisen gezeichnet ist. Kinder und Jugendliche leiden besonders darunter, noch einmal mehr, wenn sie Aufgrund ihrer Herkunft, ihres sozialen Status, ihrer geschlechtlichen Orientierung oder einer Beeinträchtigung diskriminiert werden.

Diesen jungen Menschen Mut zu machen, sie zu bestärken, ihnen „Heimat“ zu geben und Bildung zu ermöglichen, ist der Sendungsauftrag der Don Bosco Schwestern seit hundert Jahren.

Musikalische Begleitung von Sr. Elisabeth Siegl und Walter Fellner zu Kurzfilmen, die Don Bosco Schwestern mit Kindern und Jugendliche, aber auch privat bei Wanderungen, Hausarbeit, Musizieren und Feiern zeigten.

Weltweites Netzwerk kann etwas bewegen
Im Rückblick und in den aktuellen Zahlen wird einmal mehr ersichtlich, dass der Orden auf ein weltweites Netzwerk zurückgreifen kann. So gibt es rund 11.200 Schwestern in 99 Nationen, die in gut 10.600 Werken mit ca. 55.000 Mitarbeiter/innen und Volontär/innen tätig sind.

„Damit erreicht unsere Kongregation bis zu 1,6 Millionen Menschen. Zusammen mit unseren Mitbrüdern, den Mitarbeiter/innen und Freiwilligen können wir durchaus etwas bewegen – und das ist schön zu sehen“, so Sr. Petra Egeling.

Großer Auftritt für die Jubiläumstorte. Beim „Erzählcafé“ am Nachmittag versüßte sie die Gespräche.
Großer Auftritt für die Jubiläumstorte. Beim „Erzählcafé“ am Nachmittag versüßte sie die Gespräche.

Erzähl mal!
Ein Kennenlernen und ein reger Austausch mit unseren Gästen fand am Nachmittag beim „Erzählcafé“ statt. An sieben Tischen konnten zu sieben Themen Fragen über das Leben, den Glauben und die Arbeit der Schwestern Fragen gestellt werden. Jede Viertelstunde – musikalisch eingeläutet von Sr. Elisabeth Siegl und Sr. Maria Rathgeb – musste der Platz gewechselt werden.

Wider die Krisen: „Als Ordensmenschen sind wir Menschen der Hoffnung“, so Provinzial P. Gesing.
Wider die Krisen: „Als Ordensmenschen sind wir Menschen der Hoffnung“, so Provinzial P. Gesing.

Gegen den Pessimismus unserer Zeit
Was die Zukunft des Ordens und der Kirche betreffe, die sich in einer Vertrauenskrise befindet und gerade unter den jungen Menschen „megaout“ sei, sind Don Bosco Schwestern und Salesianer heute besonders gefordert, nicht in den Pessimismus der Zeit einzustimmen. „Als Ordensmenschen sind wir Menschen der Hoffnung“, betont Provinzial Pater Reinhard Gesing in seiner Predigt beim Abschlussgottesdienst. Heute zählen nicht mehr die großen Worte, sondern das authentische Leben. Das jedes Tun auch ein Akt der Liebe Gottes sei, wie es schon Maria Mazzarello ihren Mitschwestern mit auf den Weg gab, darin seien, so der Provinzial, die Schwestern besonders geübt.

Sie haben, so wie es im Evangelium nach Johannes (15,1) heißt, reiche Frucht gebracht: „Ihr habt Kindern das Lachen gelehrt, sie getröstet, jungen Menschen den Glauben gelehrt, ihnen ein Leben ermöglicht. Keine dieser zahlreichen Geschichten hat in die Geschichtsbücher Eingang gefunden – obwohl sie es verdient hätte. Aber der Heilsgeschichte Gottes kommt es nicht auf das Wort an, sondern auf die Taten. Und darin können auch wir Salesianer noch von unseren Mitschwestern lernen.“

Bitte um Vergebung
Ein besonderer Moment für die Anwesenden war, als Pater Gesing sich in seiner Predigt für die leidvollen Erfahrungen, die die Don Bosco Schwestern in den vergangenen Jahren in einer „Männerkirche“ und auch in der Zusammenarbeit mit den Mitbrüdern machen mussten, entschuldigte. „Es ist mir ein tiefes Bedürfnis, für diese Ereignisse um Vergebung zu bitten“, so der Provinzial. „Wir sind aufgefordert, das zu werden, was Wunsch Don Boscos war: Brüder und Schwestern.“

(Karoline Golser, Medienreferat der Don Bosco Schwestern)

Zahlen und Fakten

Am 21. November 1922 erreichen die ersten sechs Don Bosco Schwestern – drei Italienerinnen und drei Deutsche – Essen-Borbeck. 1928 wird die erste österreichische Niederlassung in Jagdberg, Vorarlberg, gegründet. 51 Häuser hat die Ordensgemeinschaft im deutschsprachigen Raum eröffnet. Heute gibt es zehn Standorte mit elf Gemeinschaften. In der Provinz werden 1.748 Kinder und Jugendliche in acht Kindertagesstätten/Kindergärten, fünf Horten, zwei berufsbildenden Schulen, einem Jugendzentrum und 15 sozialpädagogischen Wohngruppen bzw. Pflegefamilien betreut. Jungen Frauen finden Unterkunft in einem Studienheim und einer Wohngemeinschaft. Rund 270 Mitarbeiter/innen sind für den Orden tätig.

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